Ein Hypothekendarlehen aus der Schweiz war für zahlreiche Eigenheimbesitzer in der Vergangenheit eine lukrative Alternative zu einem Baukredit von der Hausbank. Allein durch die niedrigeren Zinsen im deutschen Nachbarland ließen sich bei einer soliden Finanzierung mehrere Tausend Euro sparen.
Mit der Aufhebung des festen Wechselkursverhältnisses vom Schweizer Franken zum Euro im Jahr 2014 folgte allerdings für viele Kreditnehmer ein böses Erwachen, denn praktisch über Nacht hatten sich die Schulden durch die plötzliche Aufwertung der Schweizer Währung sprunghaft erhöht.
Eine Hypothek aufnehmen in der Schweiz: reizvoll und risikovoll.
Baufinanzierung Schweiz: Das Währungsrisiko bleibt
Grundsätzlich ist es für deutsche Bauherren jederzeit möglich, ein Hypothekendarlehen bei einer Schweizer Bank aufzunehmen. Allerdings sollten sich die Kreditnehmer über die Risiken im Klaren sein, die durch die Aufnahme eines Baukredites in einer anderen Währung entstehen. Mit dem Wegfall des festen Wechselkursverhältnisses zwischen dem Schweizer Franken und dem Euro ist auch ein wichtiger Sicherheitsaspekt weggefallen.
Die Währung des Nachbarlandes floatet gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung frei und eine Aufwertung des Franken ist jederzeit möglich. Da die Hypothekendarlehen in der Fremdwährung ausgegeben werden, besteht ein hohes Risiko, durch eine Abwertung des Euros einen finanziellen Nachteil zu erleiden, der durch die vermeintlichen Vorteile durch niedrige Zinssätze nicht ausgeglichen wird.
Wahl des Hypothekenmodells
In der Schweiz stehen unterschiedliche Hypothekenmodelle zur Auswahl, die sich hinsichtlich der Zinsgestaltung unterscheiden. Die Festhypothek besitzt einen festgeschriebenen Zinssatz, der während der gesamten Laufzeit nicht angepasst wird. Diese Variante ist vergleichsweise risikoarm und ermöglicht Planungssicherheit. Allerdings wird bei einer vorzeitigen Kündigung in der Regel eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig.
Bei der variablen Hypothek ist der Zinssatz variabel und wird der Marktlage entsprechend angepasst.
In einer Niedrigzinsphase ist dieses Modell nur bedingt geeignet, da die Wahrscheinlichkeit, dass die Marktzinsen steigen, vergleichsweise hoch ist. Unter Berücksichtigung der festgelegten Fristen kann diese Hypothek jederzeit gekündigt werden. Bei der sogenannten Libor-Hypothek richtet sich der Zinssatz nach dem internationalen Libor-Zins im internationalen Interbankengeschäft. Die Laufzeit für derartige Hypotheken liegt zwischen zwei und sechs Jahren und eine vorfristige Kündigung ist nur gegen eine Entschädigungszahlung möglich.
Hypothek aufnehmen trotz Schufa
Von der Aufnahme eines Hypothekendarlehens in der Schweiz profitieren vor allem Bauherren, die es bedingt durch einen negativen Schufa-Eintrag schwer haben, bei einem einheimischen Kreditinstitut ein Darlehen zu erhalten. In der Schweiz gibt es keine vergleichbare Wirtschaftsauskunftei, die Daten zur Kreditwürdigkeit der Bürger sammelt.
Aus diesem Grund stellen Schweizer Banken meist auch keine Anfrage an die deutsche Schufa, um die Bonität des Antragstellers zu ermitteln. Dessen ungeachtet müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, um eine Hypothek aufnehmen zu können. Dazu gehören regelmäßige Lohn- oder Gehaltseingänge und ein sicherer Arbeitsplatz.
Entwicklung der Schweizer Hypothekenzinsen
Die zukünftige Entwicklung der Schweizer Hypothekenzinsen hängt stark von der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes ab. Die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten hat sich nach der Aufhebung des festen Wechselkursverhältnisses durch die Schweizer Nationalbank verstärkt.
Experten gehen von einer Abschwächung des Wachstums aus, was mit der Aufwertung des Franken begründet wird. Tritt dieser Fall ein, hat die Schweizer Nationalbank vorerst keinen Grund, den Leitzins anzuheben. Bauherren, die eine Hypothek in der Schweiz aufnehmen, können das Risiko durch eine Kombination verschiedener Produkte minimieren.
Werden Festhypotheken mit variablen Hypotheken kombiniert, muss im Ernstfall nicht das gesamte Darlehen verlängert werden, falls die Zinsen am Kapitalmarkt steigen. Prognosen gehen davon aus, dass es in der Zukunft zu einem leichten Anstieg der Hypothekenzinsen bei Festhypotheken mit langer Laufzeit kommen kann.
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